Dom St. Peter und St. Paul mit Marienkirche und Klausur
Der Naumburger Dom St. Peter und St. Paul zählt zu den bedeutendsten sakralen Kulturdenkmälern aus der Zeit des europäischen Hochmittelalters. Zusammen mit den Klausurgebäuden, der Dreikönigskapelle, der Marienkirche und den umliegenden Kuriengebäuden bildet der imposante viertürmige Bau ein herausragendes Architekturensemble.
Mit der Verlegung des 968 durch Kaiser Otto den Großen in Zeitz errichteten Bistumssitzes nach Naumburg im Jahre 1028 beginnt die Geschichte der Naumburger Kathedrale. Vom archäologisch nachgewiesenen ersten Dom des 11. Jahrhunderts ist bis auf wenige Mauerreste nichts erhalten. Seit 1211/12 enthalten die Quellen Nachrichten über umfangreiche Bauarbeiten an den Klausurgebäuden und an der Domkirche – die Entscheidung für einen ambitionierten Neubau der Kathedrale ist gefallen. Beim Tode Bischof Engelhards II. 1242 sind die Krypta, der Ostchor, das Quer- und das Langhaus bis zu den Erdgeschosszonen der beiden Westtürme vollendet.
Was erwartete den Besucher?
Die Marienkirche am Dom bot den würdigen Rahmen, die Kathedrale von Reims - die Krönungskathedrale der französischen Könige - vorzustellen. Die nach einem verheerenden Brand ab 1211 neu errichtete Kathedrale spiegelt Selbstbewusstsein und Tradition des vornehmsten französischen Erzbischofssitzes und der aufstrebenden Königsdynastie wider.
Neue Formen in Bildhauerei und Architektur zeugen von der innovativen Kraft, die von der einflussreichsten Kathedralbaustelle ihrer Zeit ausging. Masken und Maßwerk sind die Schlagworte für die Individualisierung der Skulptur und die gestalterische Rafinesse des Bauens. In einer bis dahin nicht gekannten Weise wurde von Anfang an die Bauplastik in die Architektur integriert – die Entstehung des "Bildhauer-Architekten" nahm hier ihren Ausgangspunkt. Die Baustelle der Kathedrale von Reims entwickelte sich zu einem Magneten für Steinmetzen, Architekten und Handwerker aus ganz Europa.
Entsprechend dem schnellen Baufortschritt und dem gigantischen Bauvolumen kam es zu einer rasanten Fluktuation von hochspezialisierten Arbeitskräften. Die Reims verlassenden Werktrupps verbreiteten die neuen Kenntnisse der Architektur, Skulpturenbearbeitung und Arbeitsorganisation in schneller Folge in die meisten Länder der christlichen Welt. Die Ausstellung vermittelte anhand von prominenten Originalen und Abgüssen den Siegeszug Reimser Formengutes nach Straßburg, Trier, Bamberg und Magdeburg. Auch die Ursprünge des Naumburger Meisters wurden hier thematisiert.
In der Klausur widmete sich die Ausstellung in kabinettartigen Räumlichkeiten den Einzelthemen. Stationen, an denen die Spuren des Naumburger Meisters erkennbar waren, der ritterlich-höfischen Kultur, die mit eindrucksvollen Sachzeugnissen anschaulich gemacht wurde und den historischen Hintergründen, die zur Verlegung des Zeitzer Bistums nach Naumburg und zum Bau der Bischofskirche und des Stifterchores führten. Hinter allen Großprojekten des Mittelalters stehen die Auftraggeber. Ihre Rolle wurde ebenso untersucht und veranschaulicht, wie die Arbeitsleistung der einfachen Bauleute und die Zulieferdienste der Bevölkerung. Die Besucher lernten den Werkprozess kennen, den eine entstehende Skulptur offenbarte und gewannen Einblicke in den Arbeitsalltag einer mittelalterlichen Bauhütte im Domgarten.
Der Dom birgt das Hauptexponat der Ausstellung, den Westchor mit den Stifterfiguren und den Westlettner mit den Passionsreliefs. Den berühmten Stifterfiguren zur Seite standen in den Arkaden des Mittelschiffs weitere monumentale Werke des Naumburger Meisters. Die Besucher hatten die Möglichkeit, diese Exponate mit Leihgaben aus den großen französischen Kathedralen zu vergleichen.